Mittwoch, 6. August 2025

Gauck und das Undenkbare

Bei Gelegenheit einer Recherche


Als es vor knapp zwei Jahren live im ZDF zu sehen und hören war, war es mir zu widerlich, dem nachzugehen. Jetzt bei Gelegenheit einer Beschäftigung mit dem Thema „Solidarität“ wollte ich es noch mal wissen: Was genau hatte Ex-Bundespräsident Joachim Gauck in der Sendung „Berlin live“ (am 17. 09. 23 war’s) da gesagt? 

Es ging ihm um eine „neue Entschlossenheit“ in Sachen Migration: „Wenn wir nicht steuern und begrenzen“, so Gauck, „driftet die Wahlbevölkerung weiter nach rechts außen.“ 

Und dann fallen die mir in Erinnerung gebliebenen denkwürdigen Worte: Wir, also die Deutschen, müssen, Zitat: „an einem Punkt, der uns als humanen Menschen unangenehm“ sei, „Handlungsfähigkeit an den Tag (...) legen“.

Als humaner Mensch soll ich also handeln wie ein inhumaner Mensch, denn nur so bleibe ich handlungsfähig. Das ist im Klartext eine Einübung in Mitleidlosigkeit, die sich vom AfD-Verdikt, man müsse an der Grenze gegebenenfalls auch auf Kinder schießen, nur graduell, nicht kategoriell unterscheidet. Einübung in Mitleidlosigkeit ist eine notwendige Vorstufe des Faschismus. Hier kommt sie von hochoffizieller Seite. 

Gauck hat noch andere Dinge in der Sendung gesagt: Die Politik müsse „Spielräume entdecken, die uns zunächst unsympathisch sind, weil sie inhuman klingen.“ Zunächst unsympathisch – aber das legt sich dann. Bzw. aller Anfang ist schwer: „Oftmals ist es Furcht von einer brutal klingenden Politik der Abschottung oder Eingrenzung“. 

Aber fürchte dich nicht, Deutschland, Fascho-Gauck ist bei dir! 

Man müsse sich „außerdem darauf einstellen, dass die Solidarität der Bürgerinnen und Bürger vorerst schwinden“ könne. Keine Ahnung, welche „Solidarität“ er meint. Das Wort wird ihm so rausgerutscht sein (Altsprech).

ZDF-Moderator Theo Koll hat ja auch längst kapiert, welcher Geist da weht, und fragt prompt, ob man denn auch, Zitat: „bisher Undenkbares denken“ müsse. Gauck: „Ja, ich sehe es so.“

Man kann das Interview nicht mehr per Stream in Gänze sehen/hören, nur in Auszügen lesen auf der ZDF-Webseite und auf der t-online-Plattform (die den entsprechenden Artikel nicht überschreibt mit „Gauck dreht durch“, sondern „Gaucks deutliche Warnung“). Meine Anfrage beim ZDF-Programmservice, ob man das vollständige Interview irgendwie zur Verfügung gestellt bekommen könne, wurde abschlägig beschieden: „Es tut uns leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass eine Abgabe der gewünschten Produktion nicht möglich ist, da diese aus rechtlichen Gründen zwischenzeitlich gesperrt wurde.“ 

Vielleicht ist dem Ex-Bundespräsidenten zwischenzeitlich aufgegangen, dass seine Aufforderung zur Entdeckung von Spielräumen wirklich arg brutal klingt. Deutschland ist noch nicht so weit.

Wenn wir uns in ein paar Jahren fragen müssen, wann das eigentlich alles gekippt ist, vom Proto- ins Real-Faschistische, dann würde ich als Gedenktag nicht die prospektive Machtübernahme durch die AfD empfehlen, sondern den 17. September des Jahres 2023.


https://www.zdfheute.de/politik/deutschland/gauck-migration-afd-zuwanderung-100.html


https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/innenpolitik/id_100244954/joachim-gauck-zu-deutscher-migrationspolitik-ein-kontrollverlust-.html


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